Neugierig auf Kurioses?

In der Münchhausenstadt passieren Dinge...

Aus grauer Vorzeit


Als wir den Aushub zum Bau des Museums machten, stießen wir plötzlich auf ein Loch. Zuerst dachten wir, dass dies ein Brunnen gewesen sein musste. Doch weit gefehlt. Es stellte sich heraus, dass das der Einstieg zu einem unterirdischen Gang unterhalb der Weser war. Den hatten die Römer gebuddelt, um heimlich von einer Seite der Weser zur anderen zu kommen. Eine Brücke gab es damals ja noch nicht.
Den Gang konnten wir leider nicht mehr nutzen, denn er war voll Wasser gelaufen. Da kam uns die Idee, die vielen Touristen mit einer Fähre hin und her über die Weser zu schippern. Das sollte unsere Vereinskasse auf ewige Zeiten füllen. Doch dann bemerkten wir, dass wir gar kein Boot hatten, und eine Werft gab es ja auch nicht mehr. Deshalb mussten wir die tolle Idee aufgeben. Dafür bieten wir jetzt zusammen mit der DLRG Schwimmkurse an, damit jeder ans andere Ufer schwimmen kann.
Ihr glaubt das nicht? Dann kommt her und überprüft die Geschichte selbst!

Die Kirchenschiffswerft


Schon verrückt, wie erfinderisch Not macht.
Hier auf dem Gelände der späteren Oberweser-Werft stand im Mittelalter eine große Kirche. Die Bevölkerung aber war bettelarm, und mit einer Kirche konnte nicht viel Geld verdient werden. Im Gegenteil, sie kostete nur viel Geld.
Deshalb entschlossen sich die Bodenwerderaner, die Kirche abzureißen. Aus dem Kirchenschiff bauten sie kurzer Hand eine Schiffswerft. Weil sie kein Geld hatten, nutzten sie alles, was die Kirche so hergab. So brauchten sie auch etwas Starkes, um die Schiffe an Land ziehen zu können, und an Kaufen war gar nicht zu denken. Ein pfiffiger Schiffsbauer, der namentlich nicht erwähnt werden will, sah die großen Zahnräder der Kirchenuhr und erfand die Seilwinde. Er baute aus den Einzelteilen eine mächtige Zahnradwinde... und das Problem war gelöst.

Die Winde wurde zu einem echten Verkaufschlager, denn vor allem die Bergwerke im Ruhrgebiet wollten jede Menge dieser Kraftmaschinen kaufen. Und so kam es, dass aus der geplanten Werft eine Windenfabrik wurde.
Dies alles wurde von einem eigens gegründeten Institut für Windengeschichten erforscht und wissenschaftlich bestätigt. Das könnt Ihr auch nachlesen im Jahresbericht des Institutes auf Seite 217 in dem Kapitel "Du sollst nicht lügen".

Die Münchhausenwerft


Vor fast 300 Jahren kehrte der Baron Hieronymus Carl Friederich von Münchhausen vom russischen Zarenhof in seine geliebte Heimatstadt Bodenwerder zurück. Er war als Soldat zu alt geworden und wollte sich zur Ruhe setzen. Aber schon auf der Heimreise, natürlich per Schiff, fragte er sich, was er außer Geschichten zu erzählen noch so alles tun könne. Er steckte eben voller Tatendrang. Als das Schiff am Ufer in Bodenwerder ankam, rief der Kapitän "Werft Anker". Das war für den Baron wie ein Signal. Eine Werft, genau das wars. Er sammelte ein paar Freunde um sich, darunter war auch der Apotheker, weil er so einen guten Schnaps brannte. Sie schmiedeten Pläne für das Vorhaben. Mitten auf der heutigen Promenade war ein perfekter Platz für die neue Werft gefunden. Flux ans Werk ließen sie einen tiefen, breiten Graben ausheben, denn Sie hatten bei den anderen Werften gesehen, wie mühsam es war, die Schiffe an Land zu ziehen. Das erste Feuchtdock der Welt war geboren. Hier konnten die Schiffe einfach hineinfahren, dann wartete man nur auf Niedrigwasser der Weser, und aus dem Feuchtdock entstand ein Trockendock.
Die Idee war genial, und schon bald gab es den ersten Großauftrag. Ein gigantischer Einmaster kam zur Komplettüberholung, und der Erfolg winkte mit großen Fahnen. Das Schiff war allerdings in einem bedauernswerten Zustand. Es sollte noch vor dem Winter fertig sein und wieder in See stechen. Doch daran war gar nicht zu denken. Die Arbeiten dauerten mindestens ein ganzes Jahr.
So weit so gut. Doch dann passierte etwas, womit der Baron und seine klugen Freunde nicht gerechnet hatten. Es regnete wochenlang und die Weser wurde mit jedem Tag mächtiger. Schließlich lief die gesamte Münchhausenwerft mit Wasser voll, und das Wasser stieg sogar noch 2 Meter höher. Da stand er nun am Ufer und sah die braune Suppe in Richtung Nordsee fließen. Die Weser riss alles mit sich, was nicht niet- und nagelfest war. Endlich, nach 3 Monaten hörte der Regen auf und der Wasserpegel fiel wieder auf normal. Aber was der Baron nun sah, trieb ihm die Tränen in die Augen. Die ganze Arbeit war für die Katz gewesen. Das Schiff war von einer dicken Schlammschicht bedeckt, so dass nur noch der Mast aus der Erde herausragte. Das war das Ende. Der Reeder wollte natürlich Geld für sein kaputtes Schiff haben. Der Baron dachte aber im Traum nicht daran, künftig nur von Hartz IV leben zu wollen. Deshalb packte er seine Geldtruhe, setzte sich ruckzuck auf seine Kanonenkugel und ließ sich auf den Mond schießen.
Was übrig blieb, ist ein Schiffsmast, der bis heute noch auf der Promenade steht.
Falls Du glaubst, dass diese Geschichte nur eine Erfindung vom unheiligen Werner und seinem Kumpel Andreas ist, dann gehe einfach ins Münchhausen-Museum. Die Museumsleiterin Frau Erler weiß alles über den Baron von Münchhausen. Sie wird Dir sicherlich bestätigen, dass all dies nichts als die Wahrheit ist oder auch nicht.

Aus der Not eine Tugend gemacht


Bodenwerder wurde immer wieder von der Weser heimgesucht. Im Winter türmten sich Eisberge, so dass im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr ging. Und im Frühjahr, wenn Eis und Schnee schmolzen, kamen die Wassermassen und setzten die ganze Stadt unter Wasser. Mit Booten, fast wie in Venedig, ruderten die tapferen Einwohner zum Bäcker oder Schlachter.
Die Städter, gerade die Hannoveraner, hatten so etwas noch nie gesehen und kamen zuhauf, um sich das Schauspiel anzusehen. Dies wiederum brachte die schlauen Bodenwerderaner auf die Idee, sogenannte "Wassercafés" einzurichten. Nein, sie servierten nicht Wasser als Kaffee, sondern sie stellten Tische und Stühle mitten ins Wasser und servierten den Touristen nun hier ihre Spezialitäten - ein echter Touristenschlager. Zugleich boten sie in kleinen Kanus Stadtrundfahrten an.
Nach ein paar Jahrzehnten und Klimaerwärmung war aber auch mit diesem Geschäftsmodell kein Geld mehr zu verdienen. Die mittlerweile recht komfortablen Boote konnten doch nicht einfach weggeworfen werden. "Nun gut, wenn das Wasser nicht mehr zu uns kommt, dann kommen wir einfach zum Wasser" dachten sich Geschäftemacher und fingen an, die Besucher die Weser rauf und runter zu schippern. Die Boote wurden immer größer, und man baute eigene Küchen darauf. Ja sogar Musikanten wurden zur Unterhaltung der Gäste eingestellt. Das war der Anfang einer neuen Tradition (die der Ausflugsdampfer) und wird bis heute von der "Weißen Flotte" so weiter geführt - übrigens die einzige Flotte, die quer zum Fluss fährt (siehe Bild). Gäste kamen von überall, sogar aus Bremen und Hamburg. Als die diese Geschäftstüchtigkeit der Bodenwerderaner erkannten, fingen sie sofort an, das Ganze nachzumachen, aber als Großstädter natürlich auch viel größer.
Und so entstand aus der Schlauheit der Bodenwerderaner die Kreuzfahrtschifferei. All diese Schiffe ziert bis heute die Flagge Bodenwerders als Reminiszenz an die Erfinder - außer der Kapitän ist so eingebildet, dass er glaubt, selbst eine so tolle Idee gehabt zu haben.